Tabuthema Fehlgeburten: SPD-Fraktion fordert Ausweitung des Mutterschutzes für betroffene Frauen und stärkere Unterstützung der Familien

11. Juni 2024

Eine Fehlgeburt ist in den meisten Fällen körperlich und seelisch traumatisch – Schätzungen zufolge enden etwa 10 bis 20 Prozent der bestätigten Schwangerschaften in einer Fehlgeburt. Vor der 24. Schwangerschaftswoche haben Frauen in so einem Fall bisher keinen Anspruch auf Mutterschutz – sie müssen häufig am nächsten Tag wieder zur Arbeit gehen. Die SPD im Bayerischen Landtag will den Frauen helfen und fordert von der Staatsregierung, Initiativen auf Bundesebene für eine Ausweitung des Mutterschutzes auch bei Schwangerschaften, die vor der 24. Woche enden, zu unterstützen.

Die Vorsitzende des Sozialausschusses Doris Rauscher (SPD) macht sich für eine Ausweitung des Mutterschutzes bei Frauen mit Fehl- und Totgeburten stark: „Noch immer sind gerade frühe Fehl- und Totgeburten ein Tabuthema in unserer Gesellschaft. Dabei erkranken mehr als 60 Prozent der Frauen nach einer Fehlgeburt an einer Depression, sind traumatisiert oder leiden an posttraumatischen Belastungsreaktionen. Betroffene Frauen sollten deshalb ein Anrecht auf früheren Mutterschutz haben. Sie können nicht einfach am Tag danach zur Arbeit gehen.“

Bislang haben Frauen erst nach der 24. Schwangerschaftswoche einen Anspruch auf Mutterschutz. Frauen, die ihr Kind vor der 24. Schwangerschaftswoche verlieren, müssen sich eigenmächtig um eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung kümmern. Die Sozialpolitikerin fordert von der Staatsregierung, Initiativen auf Bundesebene zu unterstützen, die zum Schutz der Frauen einen „gestaffelten Mutterschutz“ vorsehen.

Ein weiteres Problem ist, dass die Krankenhäuser oftmals überfordert mit der Behandlung und Betreuung der betroffenen Frauen sind, weil es bisher kein einheitliches Leitsystem und keine Vorgaben gibt. Die gesundheitspolitische Sprecherin Ruth Waldmann fordert daher flankierend zur oben genannten Bundesratsinitiative im heutigen Gesundheitsausschuss eine bessere medizinische Versorgung betroffener Frauen: „Bislang ist der Umgang mit den Frauen in den Krankenhäusern sehr unterschiedlich. Das Personal dort muss für eine sensible und umfassende Betreuung und Behandlung von Sternenkindeltern vorbereitet sein. Deshalb brauchen wir ein verlässliches Leitsystem für die ambulante und stationäre Versorgung in Bayern, das Eltern frühzeitig bei der körperlichen und seelischen Nachsorge unterstützt.“

Bislang sind die Ursachen der seit mehr als zehn Jahren steigenden Anzahl der Totgeburtenquote nicht hinreichend erforscht. Die SPD fordert von der Staatsregierung, gemeinsam mit Krankenhäusern und medizinischen Fakultäten eine Strategie zu entwickeln, mit der die Datenerhebung und die Erforschung von Ursachen verbessert werden kann.

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