Bildungsexpertinnen Dr. Simone Strohmayr und Nicole Bäumler: Söder-Regierung ruft die Bundesmittel für Ganztagsausbau kaum ab - Familien ohne Ganztagsplatzzusage für ihre Schulkinder sind verzweifelt
Die SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag fordert die Söder-Regierung in ihrem Dringlichkeitsantrag auf, die Versorgung mit Ganztagsplätzen für Schulkinder endlich anzupacken. Die bildungspolitische Sprecherin Dr. Simone Strohmayr erklärt: "Viele Eltern in Bayern sind derzeit verzweifelt: Für ihre Kinder, die im September eingeschult werden, gibt es keinen Ganztagsplatz - weder in einem Hort, noch im gebundenen Ganztag. Ein Kind, das bisher in der Kita bis in den Nachmittag betreut wurde, steht nun um zwölf Uhr am Mittag hungrig vor der Tür. Die Folge: Ein Elternteil - meist die Mutter - muss beruflich deutlich zurückstecken. Das kann es doch einfach nicht sein!"
Nicole Bäumler, ebenfalls bildungspolitische Sprecherin, ergänzt: "Auch für die Kinder ist die Betreuung am Nachmittag ein Gewinn: Hier werden die Hausaufgaben häufig gemeinsam erledigt und kontrolliert, die Kinder spielen gemeinsam und machen Ausflüge. Ganz zu schweigen von gebundenem Ganztag, wo Unterricht und Freizeitangebote auf den ganzen Tag verteilt sind. Es ist hochgradig ungerecht, dass Ganztag nicht allen zur Verfügung steht, die ihn wollen und brauchen!"
2019 hatte die damalige Bundesregierung einen Rechtsanspruch auf ganztägige Betreuung für Grundschulkinder ab dem Schuljahr 2026/27 beschlossen und unterstützt die Länder auch bei der Umsetzung. Bayern rufe die Mittel bisher aber kaum ab, so Strohmayr: "Aus Bayern wurden nur 19,77 Prozent beantragt. Zum Vergleich: Baden-Württemberg hat 98,74 Prozent der Mittel abgerufen. In Bayern fehlt es momentan an geeignetem Personal, an Lehrkräften sowie Erzieherinnen und Erziehern. Die benötigten baulichen Veränderungen sind vielfach noch nicht einmal in Planung - und die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister leiden unter bürokratischen Vorgaben, die Ganztagsbetreuung an den Schulen verhindern. So wird das nichts bis übernächstes Jahr! Die Söder-Regierung muss hier schnellstmöglich handeln - im Interesse der Eltern und auch der Schülerinnen und Schüler!"