SPD zu verpflichtenden Sprachtests: Staatsregierung lässt Erzieherinnen und Erzieher wieder mal im Stich

05. September 2024

Bayerns Kitas sind seit Jahren am Limit: zu wenig Personal, zu wenig Geld und immer mehr Arbeitsbelastung. Und nun: noch mehr Aufgaben. Denn Kitas sind jetzt gesetzlich verpflichtet, Kindern mit mangelnden Deutschkenntnissen Sprachkurse zu geben. Der SPD-Vorsitzenden des Sozialausschusses Doris Rauscher reicht’s: „Eine weitere gesetzlich vorgeschriebene Aufgabe für chronisch überlastete Erzieherinnen und Erzieher! Spätestens jetzt muss die Staatsregierung den Kitas stärker unter die Arme greifen und mehr Geld für qualifiziertes Kita-Personal bereitstellen!“ Auch die bildungspolitische Sprecherin Dr. Simone Strohmayr fordert mehr fachkundiges Personal für die Schulen.

Für die Sozialpolitikerin Doris Rauscher ist das neue Gesetz, das Sprachkurse für Kindergartenkinder ohne oder mit schwachen Deutschkenntnissen und Tests für Vorschulkinder vorsieht, alles andere als ausgegoren: „Wir wollen, dass unsere Kleinsten ab dem Kindergartenalter die gleichen Chancen auf eine gute Bildung bekommen und dass diejenigen, die sprachliche Schwierigkeiten haben, gefördert werden, das ist absolut wichtig! Das geht aber nur, wenn die Kitas mit ausreichend Personal ausgestattet werden!“

Wie eine Anfrage Rauschers zeigt, müssen Bayerns Kitas die Organisation der Sprachförderung allein mit den vorhandenen Fachkräften leisten. Dazu zählen die Bescheinigungen an die Eltern, die örtliche Zuteilung zum Kurs sowie die Beförderung. Die Kitas müssen alles aus vorhandenen Mitteln finanzieren. „Das sind unüberlegte Maßnahmen ohne Unterbau, die unsere Kitas und das Personal immer weiter unter Druck setzen. Die Kitas sollen für alles herhalten!“, so Rauscher.

Die Bildungspolitikerin Dr. Simone Strohmayr schlägt vor, dass die Förderung dort stattfindet, wo die Kinder sind und Bedarf haben. Das könne sowohl in den Kitas, als auch später in den Schulen sein. Weite Wege seien weder der Kita noch den Eltern zumutbar, vor allem dann nicht, wenn sie berufstätig sind. Die Antworten einer vorherigen SPD-Anfrage zeigen jedoch auch, dass die Zahl der angebotenen Vorkurse zwischen den Schuljahren 2018/2019 und 2022/2023 um 329 abgenommen hat. Die Zahl der Teilnehmenden hat im selben Zeitraum aber um 1090 Kinder zugenommen. Das bedeutet Einbußen in der Qualität der Vorkurse und verschlechtert die Lernmöglichkeiten für die Kinder. Nach Einschätzung Strohmayrs müssen für die Sprachstandserhebungen in den Schulen zusätzliche Maßnahmen erfolgen: „Testen allein führt noch nicht zum Erfolg. Neben den Sprachtests muss es mehr qualifiziertes Personal in den Schulen und Kitas geben. Auch muss geeigneten Lehrkräften die Möglichkeit zur Weiterqualifizierung gegeben werden!“

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