Ein früherer tschechischer Ministerpräsident, eine Heimatpflegerin, ein Buch und ein Theaterstück: Beim traditionellen Vertriebenenempfang würdigt die SPD-Landtagsfraktion engagierte Persönlichkeiten und Projekte. Sie alle haben gemeinsam: das Streben für Versöhnung und Verständigung an und über Grenzen hinweg sowie den Einsatz für die Bewahrung des kulturellen Erbes der Vorfahren.
Mit dem traditionellen Empfang für Heimatvertriebene, Aussiedler und Flüchtlinge rückt die SPD-Landtagsfraktion seit 2008 hochaktuelle Themen wie Krieg, Flucht, Vertreibung, Trauma und Neuanfang in den Vordergrund und zeigt Parallelen auf zu den Schicksalen älterer Generationen. Ziel ist es, die Erinnerung an Vergangenes wachzuhalten und gleichzeitig besonderes Engagement für ein friedliches Europa zu würdigen: „Seit nunmehr drei Jahren tobt wieder ein Krieg mitten in Europa. 3,6 Millionen Menschen befinden sich innerhalb der Ukraine auf der Flucht, sechs Millionen haben Zuflucht in anderen europäischen Staaten gefunden. Das führt uns einmal mehr vor Augen: Wir brauchen ein starkes Europa, das unsere gemeinsamen Werte Frieden, Freiheit und Demokratie verteidigt und sich als Friedensmacht in der Welt engagiert. Ein Europa, das auch international gegen Armut und Ausgrenzung und für Frieden, Entwicklung und Menschenrechte eintritt“, betont Volkmar Halbleib, vertriebenenpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, anlässlich des 16. Vertriebenenempfangs.
Der "Brückenbauer"-Preis der SPD-Landtagsfraktion und zugleich der Wenzel-Jaksch-Gedächtnispreis der Seliger-Gemeinde gehen in diesem Jahr an Dr. Vladimír Špidla. SPD-Landtagsfraktion und Seliger-Gemeinde ehren den früheren tschechischen Ministerpräsidenten für seine besonderen Verdienste um die bayerisch-tschechischen Beziehungen im Sinne einer echten Partnerschaft sowie sein Verständnis für die Anliegen der Sudetendeutschen, insbesondere für das Erbe der sudetendeutschen Arbeiterbewegung. Sein politisches Leben ist geprägt durch sein soziales und demokratisches Engagement für ein friedliches Europa. Als Ministerpräsident der Tschechischen Republik, EU-Kommissar für Beschäftigung, soziale Angelegenheiten und Chancengleichheit sowie Leiter der Demokratischen Masaryk-Akademie setzte er sich stets für eine größere Solidarität unter den EU-Mitgliedsländern und für das Vertrauen der Menschen in den europäischen Gedanken ein.
Drei weitere engagierte Persönlichkeiten konnten im Rahmen des Vertriebenenempfangs ebenfalls mit dem „Brückenbauer“-Preis der SPD-Landtagsfraktion geehrt werden.
Dr. Eva Habel wird für ihr Engagement als Direktorin der Regionalcaritas Šluknov ausgezeichnet. Sie setzte sich für die Integration der Roma-Minderheit in Nordböhmen ein. Aus ihrer Tätigkeit als Heimatpflegerin der Sudetendeutschen mündete ein Hilfsprojekt in der Region, das vielen Familien neue Perspektiven bot.
Ein weiterer „Brückenbauer“-Preis geht an Claudia Kucharski vom Theater Kopfüber, Ansbach, für die Produktion „Nachbarn“ in Zusammenarbeit mit dem Theater im polnischen Slupsk. Das Stück „Nachbarn“ thematisiert eindrucksvoll das friedliche Zusammenleben über Grenzen hinweg. Die Künstlerinnen und Künstler arbeiten grenzübergreifend, was der starken Aussage ihrer Stücke besonderes Gewicht verleiht. Aus „Nachbarn“ entstand eine feste Partnerschaft. Vielfältige Nachfolgeprojekte der beiden Theater gehören heute zum Repertoire der deutsch-polnischen Koproduktion.
Ausgezeichnet als Brückenbauerin wird auch Katrin Weber von der Trachtenforschungsstelle des Bezirks Mittelfranken. Sie erhält die Auszeichnung für das Buchprojekt „Heimat im Gepäck: Vertriebene und ihre Trachten“. Eindrucksvoll und realitätsnah wird die Geschichte der Trachten Vertriebener aus Osteuropa beleuchtet. Mit fundierter Analyse und Zeitzeugenberichten gelingt es, die Trachtengeschichte anschaulich und verständlich darzustellen. Das Projekt erforscht aus kultur-, politik- und geschichtswissenschaftlicher Sicht die Bedeutung der Trachten aus dem Banat, Ostpreußen, Pommern, Schlesien, Siebenbürgen und dem Sudetenland.
Fotos
Foto Dr. Vladimír Špidla
(v.l.n.r: Helena Päßler, Co-Vorsitzende der Seliger-Gemeinde, Christa Naaß, MdL a. D., Generalsekretärin Sudetendeutscher Rat, Dr. Vladimír Špidla, ehemaliger Ministerpräsident Tschechiens, Volkmar Halbleib, MdL, vertriebenenpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Franz Maget, ehemaliger Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion)
Foto Dr. Eva Habel
(v.l.n.r: Volkmar Halbleib, MdL, vertriebenenpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Dr. Eva Habel, ehemalige Direktorin der Regionalcaritas Šluknov)
Foto Claudia Kucharski
(v.l.n.r: Christa Naaß, MdL a. D., Generalsekretärin Sudetendeutscher Rat, Claudia Kucharski, Theater Kopfüber Ansbach, Volkmar Halbleib, MdL, vertriebenenpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion)
Foto Katrin Weber
(v.l.n.r: Christina Meinusch, Heimatpflegerin der Sudetendeutschen, Volkmar Halbleib, MdL, vertriebenenpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Katrin Weber, Leiterin der Trachtenforschungsstelle des Bezirks Mittelfranken, Walther Appelt, Fotograf, Ruth Müller, MdL, Peter Daniel Forster, Bezirkstagspräsident Mittelfranken, Christa Naaß, MdL a. D., Generalsekretärin Sudetendeutscher Rat)
Gruppenfoto
(v.l.n.r: Helena Päßler, Co-Vorsitzende der Seliger-Gemeinde, Franz Maget, ehemaliger Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion, Christa Naaß, MdL a. D., Generalsekretärin Sudetendeutscher Rat, Walther Appelt, Fotograf, Ruth Müller, MdL, Christina Meinusch, Heimatpflegerin der Sudetendeutschen, Claudia Kucharski, Theater Kopfüber Ansbach, Katja Weitzel, MdL, Dr. Vladimír Špidla, ehemaliger Ministerpräsident Tschechiens, Volkmar Halbleib, MdL, vertriebenenpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Katrin Weber, Leiterin der Trachtenforschungsstelle des Bezirks Mittelfranken, Dr. Eva Habel, ehemalige Direktorin der Regionalcaritas Šluknov, Harry Scheuenstuhl, MdL)