Erwachsenenbildung in Bayern reformieren

Kathi Petersen

18. Mai 2016

SPD-Fraktion setzt auf bessere Förderung gesellschaftlich besonders wünschenswerter Angebote - Lebenslanges Lernen muss vorangetrieben werden

Die SPD-Landtagsfraktion strebt eine Reform der Erwachsenenbildung im Freistaat an. Die Bildungspolitikerin Kathi Petersen setzt vor allem auf eine stärkere Konzentration der staatlichen Fördergelder auf Kurse von besonderem gesellschaftlichen Interesse: „Derzeit ist für die Förderung einer Volkshochschule die Zahl der Teilnehmer an Kursen und die Summe der jeweiligen Stunden ausschlaggebend. Dabei ist es egal, ob es sich um gesellschaftlich besonders wünschenswerte Angebote wie Alphabetisierungskurse oder politische Bildung handelt, oder um Origami- und Batik-Kurse. Diese Fehlsteuerung müssen wir beseitigen.“

Kathi Petersen bei PK
Kathi Petersen bei PK
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Die SPD-Fraktion hat zur Analyse der aktuellen Situation der Allgemeinen Weiterbildung in Bayern ein Gutachten bei Prof. Dr. Thomas Eckert von der Ludwig-Maximilians-Universität München in Auftrag gegeben. Dabei stellte sich heraus, dass es erhebliche Defizite gibt. Die Befunde zur Teilnahme weisen in Bayern auf den bekannten Matthäus-Effekt („Wer hat, dem wird gegeben“) hin.

Die Chancen auf eine Weiterbildungsteilnahme steigen ...

  • mit der Schulbildung

  • für Deutsche (gegenüber ausländischen Personen)

  • für Erwerbstätige (gegenüber Arbeits-/Erwerbslosen)

  • für Jüngere (ab 60 Jahren gibt es eine deutliche Veränderung der Teilnahmequote nach unten)

  • bei Frauen (Männer nehmen häufiger an beruflicher Weiterbildung teil)

  • mit dem Haushaltseinkommen und dem Berufsprestige.

Zudem sind regionale Unterschiede feststellbar: In kreisfreien Großstädten ist die Teilnahmequote am höchsten. Die regionalen Differenzen sind deutlich, zum Beispiel: 18 Prozent in der Region Würzburg, 8 Prozent in der Region Oberpfalz-Nord. Auch hier gilt, in wohlhabenderen Regionen gibt es mehr Weiterbildungsangebote und sie werden auch besser genutzt.

Für Petersen sind die politischen Konsequenzen klar: „Die Finanzierung der Erwachsenenbildung muss stärker vom Staat kommen. Finanziell klamme Kommunen sind oft gar nicht in der Lage, hier Angebote auf die Beine zu stellen. Und wir brauchen eine deutlich höhere Grundförderung, damit nicht über zehn Origami-Kurse die Angebote für gesellschaftliche Grundbildung gegenfinanziert werden müssen.“ Dafür sei eine Verdoppelung der staatlichen Fördergelder auf 39,6 Millionen Euro nötig.

Außerdem macht sich Petersen für eine Rückkehr der gewerkschaftlichen und von der Wirtschaft getragenen Bildungseinrichtungen in das System der geförderten Erwachsenenbildung stark. Derzeit sind die Volkshochschulen nahezu Monopolisten in vielen Regionen Bayerns. Daneben gibt es lediglich kirchliche und landwirtschaftliche Fortbildungsträger. Petersen wirbt: „Mehr Vielfalt bedeutet hier einen besseren Zugang zu unterschiedlichen Zielgruppen. Wir dürfen keine Chancen auslassen, Menschen für lebenslanges Lernen zu gewinnen.“

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