Auftakt der SPD-Veranstaltungsreihe denk#ZEIT

21. Februar 2016

Prof. Dr. Jutta Allmendinger, Professorin für Soziologie und Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung, benennt die Herausforderungen junger Paare in der "rushhour des Lebens" und zeigt auf, welchen Aufwand heute gängige Lebensentwürfe für die Betroffenen bedeuten - Lösungen betreffen die Familien-, Arbeitsmarkt-, Bildungs- und Sozialpolitik.

Stress ist ein integraler Bestandteil heutiger Lebensführung. Die Gleichzeitigkeit von Erwerbsleben und Familiengründung und -leben, gesellschaftlich gefordert und persönlich gewünscht, stellt insbesondere die Ende 20- bis Mitte 40-Jährigen in der "rushhour des Lebens" vor gewaltige Herausforderungen. Freie, selbstbestimmte Zeit gilt vielen als Luxus.

Prof. Dr. Jutta Allmendinger (links) und Natascha Kohnen
Prof. Dr. Jutta Allmendinger (links) und Natascha Kohnen
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Wie bewältigen Paare diese Anforderungen, wie realisieren sie in dieser Lebensphase ihre Lebensentwürfe? Was sind generell die Herausforderungen, wenn es um Zeit geht? Diesen einführenden Fragen von Gastgeberin Natascha Kohnen ging die Auftaktveranstaltung familien#ZEIT der SPD-Vortragsreihe denk#ZEIT nach.

denk#ZEIT-Termine & mehr: bayernspd-landtag.de/denkzeit

Natascha Kohnen
Natascha Kohnen
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Prof. Jutta Allmendinger begann ihre Ausführungen mit einer Begriffskorrektur. Man müsse eigentlich von einem "rush life" sprechen, weil sich die Stressphasen heute fast über den gesamten Lebensverlauf ziehen und auch früher beginnen. Studierende etwa starteten ihre Universitätsbildung mitunter bereits als Minderjährige. Zudem verschwinde die frühere funktionale Arbeitsteilung, die den Mann als Ernährer und die Frau als reproduktive Kraft zuhause vorsah.

Prof. Dr. Jutta Allmendinger
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Weibliche Erwerbsarbeit sei dabei heute sowohl persönliches Wollen, jedoch auch faktisches Müssen, nachdem sich das Unterhaltsrecht und die Rentenregelungen in den letzten Jahren zum Nachteil der Frauen geändert haben. Erwerbstätigkeit von Frauen sei zur Norm geworden, stellte Allmendinger fest. Gleichzeitig torpedierten strukturelle Maßnahmen wie das Ehegattensplitting eine vollständige Gleichberechtigung der Geschlechter.

Prof. Dr. Jutta Allmendinger
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Auch die veränderten Verwandtschaftsstrukturen wie kleinere Familienverbünde oder die nun nicht mehr für die Kinderbetreuung verfügbare, weil heute ebenfalls erwerbstätige oder weit weg wohnende Oma erschwerten die Möglichkeit, den Anforderungen der Famile und des Arbeitslebens gleichermaßen gerecht zu werden. Strukturelle Begebenheiten wie etwa die mangelhafte Verfügbarkeit von Ganztagsschulen täten ihr Übriges. Somit kämen auf Frauen und Männer neue Belastungen hinsichtlich der zeitlichen Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu.

Generell erhöhe das klassische konsekutive Phasen-Modell von Kindheit-Ausbildung-Erwerbstätigkeit-Ruhestand aufgrund seiner Unflexibilität die Zeitnot, weshalb sich Allmendinger für ein Lebensmodell aussprach, das es erlaubt, Bildungs-, Erwerbs-, Familien- und regenerative Phasen parallel zu gestalten. Was zunächst nach einer weiteren Verdichtung der "rushhour des Lebens" klinge, lasse sich lösen durch zwei Arten der Umverteilung der Arbeitszeit. Einmal über eine Umverteilung über den Lebensverlauf, um sowohl Hocherwerbsphasen als auch Weiterbildungszeiten und die Konzentration auf die Familie zu ermöglichen. Zum anderen durch sich quantitativ angleichende Arbeitszeiten von Frauen und Männern, die im Sinne beider Geschlechter sind, wie Studien zweifelsfrei belegen.

talk#ZEIT: Natascha Kohnen und Prof. Dr. Jutta Allmendinger
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Den Ausführungen von Prof. Allemdinger schloss sich eine angeregte Publikumsdiskussion an, in der die Sozialwissenschaftlerin ihre Argumente spezifizierte und Natascha Kohnen die Bemühungen der sozialdemokratischen Politik darlegte, wie Verbesserungen für die betroffene Alterskohorte erzielt werden können.

denk#ZEIT Publikum
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Veranstaltung in voller Länge:

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Video: denk#ZEIT #2 "Das Recht auf eigene Zeit" mit Matthias Jena, 17.03.2016

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