SPD-Fachgespräch "Brot für den Müll" liefert wichtige Impulse gegen Lebensmittelverschwendung

SPD-Fachgespräch "Brot für den Müll" liefert wichtige Impulse gegen Lebensmittelverschwendung

01. Juli 2016

Über 20 Vertreter aus den unterschiedlichsten Bereichen, darunter vom Münchner Abfallwirtschaftsbetrieb und dem Bayerischen Ernährungs- und Landwirtschaftsministerium, diskutierten über politische Maßnahmen, um die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren

In Bayern landen jährlich rund 1,3 Millionen Tonnen genießbare Lebensmittel auf dem Müll, das sind über 70.000 volle LKW-Ladungen. Bisher ist keine grundlegende Änderung des Verhaltens von Produzenten, Einzelhändlern und Verbrauchern erkennbar. Deshalb hat die SPD-Landtagsfraktion am vergangenen Dienstag zu einem Fachgespräch geladen, um dem Problem auf den Grund zu gehen und Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Die Teilnehmern setzten sich zusammen aus dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF), dem Münchner Abfallwirtschaftsbetrieb (AWM), der Projektstelle "Ökologisch Essen" vom Bund Naturschutz, Foodsharing, den Tafeln, Großküchen, dem Maritim Hotel, der Münchner Rück Versicherung, der Allianz, Regionalvermarktern und Vertretern der Verbraucherzentrale. Ein konkretes Ergebnis des Fachgesprächs war, dass AWM und StMELF über eine gemeinsame Kampagne zum Thema Lebensmittelverschwendung im kommende Jahr ins Gespräch gehen.

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Der SPD-Abgeordnete Klaus Adelt machte zu Beginn der Veranstaltung deutlich, dass Lebensmittel heutzutage keinen Wert mehr haben: "Lebensmittel sind so billig und für fast jeden im Überfluss vorhanden, dass automatisch viel zu viel weggeworfen wird. Noch vor einigen Jahrzehnten war das nicht so, da hatten Lebensmittel noch einen ganz anderen Stellenwert", ärgert sich Adelt. "Bei Festen und Veranstaltungen ist es beispielsweise verpönt, das übrige Essen mitzunehmen. Das ist doch verrückt!"

Klaus Adelt, vierter von links
Klaus Adelt, vierter von links
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Der SPD-Umwelt- und Verbraucherschutzexperte Florian von Brunn nennt konkrete Zahlen: "Jeder Bundesbürger schmeißt im Jahr 82 Kilo Lebensmittel weg. Dabei stecken in jedem Lebensmittel wertvolle Ressourcen wie Wasser, Rohstoffe, Energie und Arbeitskraft. Wenn diese im Müll landen, war aller Einsatz umsonst!" Helmut Schmidt vom Abfallwirtschaftsbetrieb München ergänzt die Zahlen. Ungefähr 2,6 Millionen Hektar Agrarfläche in der Deutschland würden umsonst bewirtschaftet. Die schwindende Wertschätzung zeige sich auch darin, dass die Lebensmittel-Ausgaben am Gesamtbudget der Haushalte 1950 50% und heute 10% ausmachten.

Die Referentin Elisabeth Peters vom Bund Naturschutz in Bayern ging auch auf demografische Entwicklungen ein. Für die vielen Singelhaushalte gerade in den Großstädten gebe es keine passenden Verpackungsgrößen bei den Lebensmitteln. Das habe nicht nur zur Folge, dass aus dem heimischen Kühlschrank viel im Müll landet sondern auch, dass etwa eindrittel des Essens außer Haus konsumiert wird. Dabei habe der Konsument aber keinen Einfluss auf Wiederverwertung und Wegwerfverhalten. Leonhard Dünniger der Internetplatform foodsharing erzählte aus der Praxis des "Lebensmittel-Rettens". Etwa 1000 ehrenamtlich Aktive in München unterstützen foodsharing und holen Lebensmittel bei Läden ab, die ansonsten weggeworfen würden.

Aus den Vorträgen der Referenten, die unterschiedliche Aspekte zum Thema vorstellten und der anschließenden angeregten Diskussion, haben die SPD-Abgeordneten wertvolle Impulse für die politische Arbeit erhalten. Ruth Müller, im Landwirtschaftsausschuss für Ernährung zuständig, fasste am Ende zusammen:

  • Es muss eine Ernährungsbildung an Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen geben.
  • Die Kostensätze für Gemeinschaftsverpflegung, zum Beispiel in Krankenhäusern, Kitas und Seniorenheimen müssen angepasst werden.
  • Lebensmittel müssen wieder an Wert gewinnen.
  • Supermärkte und Lebensmittelindustrie schaffen falsche Anreize, wie mit Lebensmitteln umgegangen wird.
  • Es müssen neue Ideen entwicklet werden bei den Themen Digitalisierung von Lebensmitteleinsatz und Lebensmitteldistribution zum Kunden.
Ruth Müller
Ruth Müller
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Insgesamt wurde deutlich: Beim Thema Lebensmittel sind noch weitere Gespräche und Diskussionen nötig. Die SPD wird die Lebensmittel weiter im Fokus behalten und zur Vernetzung von Akteuren aus verschiedenen Bereichen und zur Verbreitung von Wissen durch Gespräche, Diskussionen und Initiativen beitragen. Das Fachgespräch war schon das zweite seiner Art. Bereits im Dezember ging es in einem anderen Fachgespräch um die Frage, was gute und gesunde Lebensmittel sind und deren Kennzeichnung.

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